»Soziale Ausgrenzung kann lebensbedrohlich sein«
- Claudia Christine Wolf
- 7. Juli
- 1 Min. Lesezeit
Sexuelle Gewalt ist eine häufig eingesetzte Kriegswaffe. Die Betroffenen haben nicht nur mit dem Erlebten zu kämpfen, sondern auch mit einem gefährlichen Stigma. Der Politikwissenschaftler Carlo Koos erforscht, welche Strategien sie entwickeln, um von ihren Gemeinschaften nicht ausgeschlossen zu werden.
Interview: Claudia Christine Wolf
Herr Koos, in Ihrer Forschung geht es um sexuelle Gewalt während bewaffneter Auseinandersetzungen. Wie häufig wird diese als Kriegsmittel eingesetzt? Grob geschätzt in ungefähr der Hälfte der Kriege und Konflikte, und zwar weltweit: zum Beispiel in Südamerika während der Bürgerkriege in Peru und El Salvador, im Irak durch den Islamischen Staat, im Ostkongo, dem Südsudan und Äthiopien und während des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Ich habe mich in meiner Forschung unter anderem auf die Auswirkungen sexueller Gewalt während der Bürgerkriege in Sri Lanka, Sierra Leone, Liberia und in dem noch anhaltenden Konflikt im Ostkongo konzentriert.
Was unterscheidet die Gewalt in Kriegen von der in Friedenszeiten? Traumatisierend ist beides. Vor allem im Kontext von Zwangsrekrutierungen kann sexuelle Gewalt ein perfides Instrument sein, um zwischen den Tätern – etwa Soldaten oder Rebellengruppen – eine Art Bündnis herzustellen. Meist geht es aber darum, Zivilisten zu schockieren und den Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft zu zerstören. Die Täter – das können Armeen, aber auch nichtstaatliche Gruppen sein – gehen häufig besonders brutal vor ...
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